Mama, 30+, allein

Warum es so schwer ist, als Erwachsene neue Freundschaften zu finden

Das hier ist kein Ratgeber – nur meine Wahrheit

Wusstest du, dass es etwa 50 gemeinsame Stunden benötigt, um aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft zu machen? Und 200 für eine enge Bindung?
Quelle: Stern.de

Wie soll man da bitte als Erwachsene neue Freunde finden?

Bei mir ist es so:

  • Ich bin nach der Schule aus der Heimat weggezogen – habe neue Freunde gefunden
  • bin für die Arbeit weggezogen – habe deshalb einige Freunde verloren und weniger neue Freunde gefunden
  • habe geheiratet und Kinder bekommen – dadurch wieder einige Freunde verloren und weniger dazugewonnen
  • bin wieder umgezogen – habe auch da einige Freundschaften eingebüßt und kaum welche dazugewonnen
  • und dann bin ich alleinerziehend geworden, wieder in die Heimat gezogen und habe dann noch fast den Rest der Freunde verloren.

Und mit dieser Situation bin ich kein Einzelfall.

Es ist kaum noch wie früher, wo man vom Sandkasten bis ins hohe Alter in einem Ort wohnt und die Freunde einen ein Leben lang begleiten.

Ich habe in letzter Zeit festgestellt, dass ich einige Menschen in meiner Umgebung habe, denen es genauso geht. Und trotzdem fällt es uns schwer, richtig zueinander finden und eine neue Freundschaft einzugehen. Warum ist das so?

Neue Stadt, neue Chance? Nicht wirklich.

Man zieht um, weg von zu Hause, der Uni, dem alten Job – und lässt damit die Freunde auch mit zurück.
Neue Freunde finden in der Nähe ist dann nicht so einfach. Viele haben bereits ihren festen Freundeskreis, in den es schwer ist hineinzukommen.

Außerdem ist man ja mit Mitte 30 nun mal keine 20 mehr. Die wenigsten von uns gehen wahrscheinlich noch von Donnerstag bis Samstag jede Woche feiern wie zu Uni-Zeiten.
Damit fehlen u. a. Situationen, um ungeplant neue Leute zu treffen. Die US-Psychologin Marisa G. Franco von der University of Maryland hat herausgefunden, dass man, um Freundschaften zu bilden, „ständige spontane Interaktionen und eine gemeinsame Verletzlichkeit“ benötigt. Quelle: Brigitte.de

Aber wo hat man denn als Erwachsener gemeinsame Verletzlichkeit? Im Scheidungssaal mit dem Ex? Damit es ’ne gute Freundschaft wird, wenn schon die Ehe gescheitert ist?

So einfach wie damals in der Schule, wo der Unterricht die gemeinsame Qual war, ist es heute nicht mehr.

Mama sein verändert alles – auch Freundschaften

Als Mama dann Freunde zu finden, macht es nochmal eine Krux komplizierter.
Ich meine, an so eine richtige BFF hat man ja auch gewisse Ansprüche. Und wenn möglich, muss man diese Ansprüche auch noch selbst erfüllen. So eine Mama-Freundschaft geht dann mitunter im Babygeschrei unter.

Noch schlimmer wird es dann, wenn die Kinder größer sind und sich nicht mit den Kindern der Freundin verstehen. Da spreche ich aus Erfahrung. Es ist wirklich schwer, unbeschwerte Freundinnen-Zeit zu verbringen, wenn die Kinder permanent streiten oder sich einfach nur richtig doof finden. Sowas macht eine Freundschaft richtig schnell kaputt.

Frau auf Parkbank mit Kaffee

Und die Freundschaften zu den kinderlosen Freunden von vorher? Auch die verändern sich. Man setzt ganz andere Prioritäten.

Ich habe zwei Freundinnen, mit denen ich versuche (die Betonung liegt auf VERSUCHEN), alle 1–2 Monate einen Online-Mädelsabend abzuhalten. Früher waren wir Kolleginnen in einer Abteilung.
Heute arbeitet eine in München, eine in Heidelberg und ich in Thüringen. Die beiden haben keine Kinder. Unsere Pläuschchen sind dann immer sehr lustig, weil unsere Leben so komplett auseinandergehen. Ich: die alleinerziehende Mama in Teilzeit. Münchener Freundin: Single, Backpackerin und Führungskraft mit über 100 Mitarbeitern. Heidelberger Freundin: arbeitet in der Führungsebene einer großen Firma und unterstützt ihren Mann bei der Selbstständigkeit.

Wenn man sich unsere Leben so anschaut: Wenn wir uns heute kennenlernen würden, würden wir wahrscheinlich niemals Freundschaft schließen.
Und wenn ich dann in meiner neuen alten Heimat nach Freunden suche, dann gerate ich schnell an meine Grenzen: keine Zeit für Hobbys, wo man neue Leute kennenlernt, kaum Zeit, mich 50–200 Stunden mit jemandem zu treffen, um neue Bindungen einzugehen.

Die einzigen gemeinsamen Leidensorte bleiben da der Elternabend in Kita und Schule – und die Arbeit. Wenn man Glück hat, findet man da jemanden, wo sich die Kinder gegenseitig leiden können und den man selbst eventuell auch ein bisschen leiden kann. Leicht ist es weiß Gott nicht.

Wenn man dann zufälligerweise aus ungeklärten Gründen in eine Beziehung gerät, wird es nicht einfacher. Nun ist da zusätzlich zu Arbeit, Kindern und Haushalt noch eine Person, die Aufmerksamkeit möchte (und von der man diese Aufmerksamkeit auch zurück möchte). Da verschieben sich die Prioritäten, und die Zeit für Freundschaften wird nochmal weniger.

„Beste Freundin gesucht“ – aber wo soll ich noch suchen?

Wisst ihr, ich wünsche mir Nähe, Tiefe, jemanden, mit dem ich über meine Probleme und Gedanken reden kann – und den es vielleicht auch ein bisschen interessiert.

Aber wo findet man ab 30 noch eine beste Freundin, wenn alle beschäftigt sind mit Familie, Job und Partnerschaft?
Irgendwie habe ich oft das Gefühl, „zu spät dran“ zu sein oder nicht mehr „spannend genug“ für neue Menschen.

Bin ich zu still? Zu müde? Zu anders?

Es gibt einige Leute in meiner Umgebung, die mir super gerne ihr Herz ausschütten, vielleicht auch nach Rat oder Erfahrung fragen.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass es oft zu viel wird, wenn ich dann mit meinen Problemen komme. Rede ich vielleicht zu viel von mir? Ich habe manchmal das Gefühl, dass andere gar nichts mit mir zu tun haben wollen, obwohl sie mit ihren Themen zu mir kommen. Es kommt kaum jemand auf die Idee zu fragen, ob wir mal was gemeinsam unternehmen möchten. Irgendwie muss die Initiative oft von mir ausgehen. Das finde ich schade.

Andererseits kann ich es auch verstehen. Man denkt nicht immer daran, andere zu fragen, ob sie mit auf den Spielplatz oder ins Schwimmbad kommen wollen. Oft denkt man, dass die andere immer so einen Stress hat oder immer zu tun oder viel allein mit Kindern und Partner unterwegs ist. Aber würde sie sich deshalb vielleicht trotzdem freuen, auch mal gefragt zu werden? Auch wenn sie keine Zeit hat – gibt es ihr vielleicht ein schönes Gefühl? Und das ist doch auch was wert, oder? Und vielleicht könnte es ja auch einfach mal klappen, und man verbringt einen schönen Nachmittag zusammen?

2 Frauen auf Parkbank stilisiert

Kleine Lichtblicke: Was mir ein bisschen geholfen hat

Handspiegel mit Stirnband und Grußkarte

Ich habe in letzter Zeit zum Glück kleine Lichtblicke.

Zum einen habe ich ein paar supertolle Arbeitskollegen. Wir machen immer mal wieder gemeinsame Ausflüge und teilen auch manchmal unsere privaten Probleme. Vor Kurzem habe ich das Thema angeschnitten, wie schwer es ist, Freundschaften zu finden. Und wisst ihr was: Ich bin nicht allein. Es gibt noch mehr, die kaum Freunde haben und sich da eine Änderung wünschen.

Deshalb sind wir jetzt Arbeits-Freunde und fragen uns immer mal wieder, ob wir Lust haben, miteinander tanzen zu gehen, einen Mary-Kay-Abend miteinander zu verbringen oder uns auf einen Kaffee zu treffen. Und es ist gar nicht schlimm, wenn wir wegen Kindern, Arbeit oder Partner nicht können. Wir haben ja dann wieder ein paar gemeinsame Stunden an der Arbeit 😉

Zusätzlich habe ich mir Apps wie Meet5 und Spontacts angeschaut. Für Spontacts ist es hier leider zu ländlich. Für Ballungsgebiete ist das aber sicher toll.
Bei Meet5 gibt es selbst hier tatsächlich einiges. Aber leider ist es hier wie mit den Freundschaften: Ohne Zeit wird’s schwierig. Aber das möchte ich auf jeden Fall mal probieren. Vielleicht habe ich irgendwann mal einen Abend kinderfrei und keine anderen Pläne (wie die Elternabend-Qual) und kann meine Erfahrungen damit sammeln.

Fazit: Wenn du dich auch so fühlst – das hier ist für dich!

Wenn du dich auch so fühlst: Glaub mir, du bist nicht allein!

Vielleicht gibt es eine Mama in der Klasse deines Kindes, mit der du dich gut verstehst – oder auch eine tolle Arbeitskollegin. Vielleicht hilft es dir ja auch, dich zu öffnen, und es ergibt sich so eine neue Freundschaft.

Vielleicht hast du aber auch bewusst neue Freundschaften gesucht und gefunden. Dann teile bitte mit uns, wie du das gemacht hast! Vielleicht kann ich es auch ausprobieren. ❤️

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